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Am vergangenen Samstag fand unsere diesjährige Sommerserenade statt – wie in jedem Jahr die erste große Aufgabe und damit gewissermaßen die Feuertaufe der neuen Akademiepräsidenten Johannes Frost und Attila Tóth. Zahlreiche Gäste konnten in diesem Jahr den verschiedenen Beiträgen der Rekreationen und anderer Gruppen lauschen. Im zweiten Teil gab es dann die Gelegenheit noch ein wenig zu verweilen und ins Gespräch zu kommen.

 

Im Vorausblick auf Ostern lud die Akademie Prof. Stella Mora, Mitarbeiterin der Fakultät für Theologie an der Päpstliche Universität Gregoriana, zum Vortrag ein. Ihr Vortrag stand unter dem Titel «Non metterci una pietra sopra. Il Risorto tra presenza e assenza», und war angelehnt an das Buchs eines wichtigen Theologen im Leben der Prof. Morra, Michel De Certeau. «Die Theologie macht man eher lebend, sie steht nicht in den Büchern» – so fing die Referentin an und beschrieb das Thema ihres Vortrags: die Auferstehung Christi ist, was im Zentrum der Diskussion steht. Ein objektives, unmoralisierbares Ereignis der Geschichte, was aber nicht nur ein vergangenes Event ist, sondern irgendwie auch in unserer Zeit gegenwärtig sein soll. Morra machte darauf aufmerksam, dass die Auferstehung selbst nicht in der Bibel beschrieben beschrieben wird, nur zwei ihrer „Auswirkungen“ sind dargestellt: das leere Grab und die Erscheinungen des Auferstandenen – gleichwohl wenn man diesen Ereignissen begegnet, stellt man fest, dass es sich um ein exklusives Geschehen handelt, das einzigartige Konsequenzen im Leben hat, sodass sich dadurch die Realität der Auferstehung selbst verifiziert.

Heute geht es nicht so sehr darum, die einzelnen Wahrheiten unseres Glaubens erneut zu verstehen, sondern seine Dynamik wieder zu entdecken, damit dadurch unser Leben umgeprägt und umgeformt wird. Wir leben und glauben zwischen die zwei eventi Cristo, in der Abwesenheit und in der Gegenwart des Herrn.

Den ersten Akademievortrag des Jahres 2018 hielte Yvonne Dohna Schlobitten, Professorin der Facoltà della Storia e Beni Culturali della Chiesa an der Pontificia Università Gregoriana, mit dem Titel Romani Guardini und das moderne Bild als Gebet – moderne zeitgenössische Kunst. Ausgehend von einem Zitat von Guardini über dessen Begegnung mit der modernen Kunst, ging sie auf den Unterschied zwischen Ikonografie und moderner Kunstauffasung ein und erläuterte diesen mit Gedanken Ratzingers. Im zweiten Teil des Vortrags versuchte sie mit uns gemeinsam anzuwenden, was sie zuvor erläutert hatte und konfrontierte die Zuhörer mit dem modernen Kunstwerk Onement I von Barnett Newman. Am Ende des Vortrags gab es noch Gelegenheit für Fragen, die ein angeregtes Gespräch eröffneten.

 

Liebt nicht in Worten sondern in Taten – so zitierten die Referenten des heutigen Abends die Botschaft von Papst Franziskus, mit der er den Welttag der Armen einführte. Carlo Santoro und Cesare Giacomo Zucconi, zwei Mitglieder der Gemeinschaft Sant’Egidio, stellten uns die Aktivitäten ihrer Gemeinschaft vor und erzählten, wie sich Sant’Egidio gegen Armut, Vorurteile und organisierte Kriminalität einsetzt. Einen großen Teil des Vortrags nahmen die persönlichen Erfahrungen ein, die die Referenten mit den Obdachlosen und Armen Roms gemacht haben.

„Als Kind habe ich nie gewagt, einen Armen anzusprechen, weil sie so anders waren“ – begann Carlo Santoro zu erzählen, der in Rom aufgewachsen ist und so schon früh den Armen und Obdachlosen der Stadt begegnete. „Wenn man jemanden anspricht, stellt man sich normalerweise vor. Genau das ist auch der erste Schritt, mit dem man auf einen Armen zugehen kann.“, so Santoro. Den Namen einer Person zu kennen, könne schon eine große Hilfe sein, um in einen tieferen Kontakt einzutreten. Obdachlose, die von den Passanten häufig nicht einmal beachtet würden, werde so bereits etwas Würde gegeben. „Diese Welt ist gar nicht so weit von uns entfernt, wie wir denken. Warum bin nicht ich dieser Arme, der da liegt?“ zitierte Santoro Papst Franziskus.

Zum Schluss blieben beide noch etwas, um Fragen der Studenten zu beantworten und Ratschläge zu geben, wie man in Rom bereits auf einfache Weise Armen und Obdachlosen helfen könne.

„Missionsbefehl und Interreligiöser Dialog. Wie geht das zusammen?“ – so lautete der Titel des ersten akademischen Vortrags in diesem Studienjahr, anlässlich des Weltmissionssonntags. P. Felix Körner SJ, Professor an der Gregoriana, räumte zunächst mit Missverständnissen beim Begriff des interreligiösen Dialogs auf, der eben keine Ökumene, erzwungene Harmonie oder lauwarmen Pluralismus bedeute. Diesen drei Missverständnissen stellte der Vortragende drei Missverständnisse im Missionsbegriff gegenüber: P. Körner stellte mit Verweis auf den emeritierten Papst Benedikt XVI. klar, dass man nicht davon sprechen könne, die Wahrheit „zu haben“, es müsse vielmehr darum gehen, Zeugnis zu geben – ob dieses Zeugnis dann überspringt und berührt, liege aber nicht an uns. Das Schlüsselwort der Mission müsse immer die „Evangelisierung“ sein, die dann aber nicht nur den einzelnen Menschen betreffe, sondern zu einer Umwandlung der ganzen Gesellschaft führen müsse, wie das Zweite Vatikanische Konzil im Dekret Apostolicam Actuositatem lehrt.

Bevor P. Körner auf einige Fragen des Publikums einging, schloss er seinen Vortrag mit dem Fazit: Es gibt keine zwei verschiedenen Tätigkeiten, einmal Mission, einmal Dialog: Sich als Jünger Jesu auf die anderen einlassen ist Evangelisierung. Mission ist der Grund, Dialog ist der Stil.

Am Mittwoch den 08. März begrüßte das Kolleg Prof. Dr. Herbert Haslinger zum Akademievortrag. Haslinger ist Professor für Pastoraltheologie und Homiletik, Religionspädagogik und Katechetik an der Theologischen Fakultät Paderborn.
Haslinger reagierte auf die von Thomas Frings als notwendig konstatierte „Kurskorrektur“. Frings war bis zu seinem Rückzug Pfarrer im Bistum Münster und meldete sich mit einem aufsehenerregenden Beitrag zu Wort, in dem er begründete, warum er nicht mehr Pfarrer sein könne. In seiner relecture der Diskussion beschrieb Haslinger das sichtbare Reaktionsmuster als Klage darüber, dass die Menschen nicht mehr den eigenen Erwartungen entsprächen. Er kritisiere nicht Frings, sondern den Ausbau seiner These zur „Kurskorrektur“. Dabei hinterfragte Haslinger die gängigen Krisendiagnosen auf ihre Stichhaltigkeit. Es müsse genau geschaut werden, was sich geändert habe, der Wandel sei ja keineswegs immer zum Schlechten tendierend.
Dabei dürften sich die Seelsorger nicht in einer Opferrolle gefallen – nicht nur die Seelsorger stünden in schwierigen Situationen – und man dürfe den Menschen nicht mit einem Mangel an Grundsympathie entgegentreten, denn dies würde ihnen nicht gerecht. Die Vergangenheit dürfe nicht als Normalform überstilisiert werden, da dies dazu führe die Menschen in eben jene „Normalform“ pressen zu wollen, statt zu ihnen zu kommen. Abschließend stellte sich der Professor den Fragen des Auditoriums, sprach über die Notwendigkeit, dass sich das hauptamtliche Personal zugunsten einer Metaebene nicht völlig aus der unmittelbaren Seelsorge und dem Nahraum zurückziehen dürfe.

„Das Rom Luthers. Was für eine Stadt sah Martin Luther vor 500 Jahren?“: 

Unter dieser Leitfrage stand der Akademievortrag von Prof. Dr. Martin Wallraff, Lehrstuhlinhaber für ältere Kirchengeschichte an der evangelisch-theologischen Fakultät der LMU München. Dabei ging es nicht um eine quasi-hagiographische Spurensuche, sondern um die Stadt Rom in ihrer baulichen, kulturellen und urbanen Situation bis in die 1530er Jahre, in der sie Martin Luther vorfinden konnte. In seinen verschiedenen Schlaglichtern empfahl Professor Wallraff zudem, in die Romreise Luthers, in ihrer Rezeption geprägt durch spätere Äußerungen, nicht immer allzu schnell das Moment der Abstoßung hineinzulesen und wagte zum Schluss die offene Frage, ob Luther in Rom eventuell nicht nur das „Problem“, sondern auch einen Teil der „Lösung“ gefunden haben könnte.

„Von der Rolle?! Zum Dienst des Priesters in Umbruchzeiten“: So betitelte Dr. Christian Hennecke, FM, ehemaliger Regens und heutiger Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bistum Hildesheim seinen Vortrag. Angesichts dramatischer Veränderungen bräuchte es, neben dem schon bestehenden dogmatischen Fundament, auch tragende Handlungsorientierungen für Priester. Man müsse die Veränderungen wahrnehmen, aus der „Miss-Sophie-Falle“ (Dinner for One: „The same procedure as every year“) herauskommen und nicht bei einer bloßen Bestandswahrung verharren, welche keine zukunftstragende Vision sei. Gleichzeitig dürfe man nicht in diverse Fallen, wie zum Beispiel die des Aktionismus, hineingeraten und dürfe die Kapazitäten – auch der Ehrenamtlichen – nicht überdehnen. In seiner durch und durch zuversichtlichen Art warb Hennecke für eine Kirche der Beteiligung mit kleinen Gruppen im Nahraum, die von den Leitenden begleitet würden im Sinne einer Befähigung und Unterstützung. Im Vertrauen darauf, dass Gott auch noch heute handelt, sollten die Katholiken beginnen die Krisen, die Ohnmacht usw. lieben zu lernen und sie im Vertrauen auf das Wirken Gottes als Gelegenheit begreifen.