Antike Ursprünge
Diese zur Ehre des ersten Märtyrers, des heiligen Stephanus geweihte Kirche stammt aus der frühchristlichen Zeit. Die Kirche ist als Zentralbau in drei konzentrischen Kreisen erbaut worden. Zugleich hat sie im Inneren die Form eines griechischen Kreuzes. Diese Bauweise ist jener der Basilika des Heiligen Grabes in Jerusalem ähnlich. Gerade wegen dieser einzigartigen Form dachte man schon im 10. Jahrhundert, die Kirche sei ursprünglich der Tempel des heidnischen Faunus oder des göttlichen Kaisers Claudius gewesen. Sie sei dann noch in urchristlicher Zeit dem ersten Märtyrer geweiht worden, ähnlich wie das bekanntere und ebenfalls runde Pantheon in der Innenstadt von Rom.
Von der Antike zum Mittelalter
Der Liber Pontificalis jedoch bezeugt, dass Papst Simplicius (468-483) die Basilika geweiht hat. Sie war ursprünglich mit Mosaiken und Marmorverkleidung geschmückt. Leider ist dieser Schmuck vollständig verloren gegangen. Der heilige Gregor der Große (Papst von 590-604) hielt hier einige Predigten. Im 7. Jahrhundert wurden die Gebeine der heiligen römischen Märtyrer Primus und Felizianus aus den Katakomben an der Via Nomentana in die Kirche übertragen. Im äußeren Kranz der Rundkirche wurde für die beiden Märtyrer eine prächtige Kapelle errichtet. Diese Kapelle war im Mittelalter ein wichtiger Ort für Pilger. Im Hochmittelalter wurde die weitgehend zerfallene Kirche im großen Stil architektonisch umgestaltet.
Renaissance
Papst Nikolaus V. (1447-1455) wollte die ewige Stadt nach dem Exil in Avignon wieder aufblühen lassen. Aus dieser Zeit stammen die Renaissance-Bauteile der Basilika, wie das Eingangsportal und die achteckige Altarinsel. Er betraute den ungarischen Orden der Pauliner mit der Seelsorge an der Kirche, auf Veranlassung des römischen Beichtvaters und Prokurators des Paulinerordens, Kapusi Bálint, welcher eine gute Beziehung zum Papst hatte. Das Kloster neben der Kirche wurde zum römischen Mutterhaus des Ordens und der Bestattungsort der Mönche zwischen 1454 und 1580.
Niedergang
Die Niederlage der Ungarn gegen die Türken bei Mohács (1529) und die Ausbreitung der Reformation brachten den Orden in Gefahr. Mit der Besetzung von Buda (1541-1686) wurde auch das naheliegende Zentrum des Ordens in Budaszentlorinc vernichtet. 1580 wohnte im Kloster in Rom nur noch ein alter Einsiedler.
Gründung des Collegium Hungaricum
Der ehemalige Alumne des Collegium Germanicum, der Jesuit István Szántó, kam auf die Idee, an der Stelle des Klosters ein Collegium Hungaricum zu gründen. Diesen Plan unterstützte auch Papst Gregor XIII. Doch musste das 1579 gegründete Collegium Hungaricum, dem die Basilika übertragen wurde, aus finanziellen Gründen bereits nach einem Jahr mit dem Collegium Germanicum vereint werden, welches im Jahr 1552 gegründet worden war.
Vereinigung
Die Basilika ist bis heute Eigentum des Collegium Germanicum et Hungaricum. Von 1946 bis 1975 war Santo Stefano Rotondo Titelkirche von József Kardinal Mindszenty, dem damaligen Erzbischof von Esztergom und Primas von Ungarn. Seit 1985 ist sie Titelkirche von Friedrich Kardinal Wetter, dem emeritierten Erzbischof von München und Freising. Dieser war als junger Seminarist selbst Student im Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum.
Zeittafel
- Vor 483: Weihe der Kirche durch Papst Simplicius
- 590-96: Papst Gregor gründet am Caelius ein Kloster
- 642-49: Übertragung der Gebeine der heiligen Primus und Felizianus in die Kirche; Errichtung einer Apsis
- 1084: Normannen verwüsten die Stadt und beschädigen die Kirche
- 1139-43: Papst Innozenz II. lässt die Kirche restaurieren und verkleinern
- 1450: Die Kirche kommt an den ungarischen Bettelorden der Pauliner
- 1527: Plünderung Roms, Weitgehende Zerstörung von Kirche und Kloster
- 1579: Das Collegium Ungaricum wird errichtet
- 1582-85: Nicolò Circignani und Matteo da Siena malen die Freskenfolge mit Darstellungen der Martyrien
- 1778: Einrichtung der Kapelle des hl. Stephan von Ungarn
- 1958: Beginn der Ausgrabungen unter der Kirche
- 1973: Entdeckung des Mithrasheiligtums
- 1990: Weihe des neu errichteten Hochaltares